Wenn es um das Investieren des eigenen Geldes geht, ist es immer gut eine gewisse Vorsicht walten zu lassen. Gerade wenn man zum ersten Mal einen bestimmten ETF kauft, sollte man sich zuvor fragen ob dieser ETF gut oder schlecht ist. In diesem Artikel geben wir deswegen eine kurze Übersicht über die wichtigsten Punkte, die es bei einem ETF Kauf zu beachten gilt.
Die Verwaltungsgebühr sollte niemals das wichtigste Kriterium sein
Für viele Investoren sind Kosten das wichtigste Kriterium. Unter Kosten verstehen die meisten dabei die jährliche Verwaltungsgebühr, oder auch das TER (Total Expense Ratio). Diese Gebühr soll die Kosten, die dem Anbieter eines ETF entstehen, decken und dabei noch eine kleine Marge für den Anbieter enthalten. Viele Investoren denken sich deshalb «Je weniger der Anbieter aus dem ETF entnimmt, desto mehr bleibt für mich übrig».
In der Realität ist dies aber nicht ganz so einfach. Alleine die Höhe der Kosten entscheidet nicht, ob ein ETF gut oder schlecht ist. Dass vor allem private Investoren auf die Höhe der Kosten achten, hat sich natürlich längst unter den ETF Anbietern herumgesprochen. Einige Anbieter versuchen deshalb mit tiefen Kampfpreisen neue Kunden zu locken. Für den Kunden lohnt sich das in der Regel nicht. Denn was die Anbieter bei der Gebühr aufgeben, das holen sie an anderen Stellen wieder rein. Zum Beispiel bei der Geld-Brief Spanne, oder aber bei der Performance des ETFs. Es gibt zahlreiche Beispiele von vermeintlich teuren ETFs, die auch nach Kosten eine bessere Rendite erwirtschaften als vermeintlich günstige ETFs.
Unser Tipp: Performance und Geld-Brief Spannen vergleichen
Wie bei Vielem im Leben gilt auch bei ETFs: Qualität hat ihren Preis. Ein günstiger ETF ist noch lange kein guter ETF. Wenn Ihnen also beim Vergleich von ETFs ein besonders günstiger ETF ins Auge fällt, lassen Sie eine gesunde Skepsis walten. Um so entscheiden, ob ein ETF gut oder schlecht ist, vergleichen Sie, wenn möglich, die Performance dieses ETFs über den längst möglichen Zeitraum (min. fünf Jahre) mit der seiner Konkurrenten und vergleichen Sie zudem die Geld-Brief Spannen bei Ihrem Broker.
Die Tracking Difference muss man richtig interpretieren
Die meisten ETFs replizieren einen Index. Beispielsweise repliziert ein S&P 500 ETF den S&P 500 Index. Dazu kaufen ETFs die einzelnen Aktien des Index zusammen und versuchen so dieselbe Wertentwicklung zu haben wie der Index. Das klappt aber nicht immer. Manchmal hat der ETF Anbieter nicht die Möglichkeit gewisse Aktien zu kaufen, beispielsweise wegen Handelsrestriktionen oder anderen gesetzlichen Themen. Manchmal lohnt es sich auch nicht Aktien zu kaufen, weil die Geld-Brief Spanne einer Aktie so hoch ist und dadurch im ETF zu Verlusten führen würde.
Aus diesen oder anderen Gründen entscheiden sich ETF Anbieter oft dazu einen Index nicht zu replizieren, in dem sie alle Aktien des Index kaufen, sondern stattdessen nur die wichtigsten Aktien zu kaufen oder auch Derivate (Swaps oder Futures) zu verwenden. Dadurch und durch die Tatsache, dass ein Index nicht die real anfallenden Transaktionskosten, Steuern oder Timing Problematiken berücksichtigt, hat ein ETF selten eine Performance die zu 100% der Performance seines Index entspricht. Den Unterschied zwischen der Performance des ETF und der seines Index bezeichnet man als Tracking Difference. Die Tracking Differenz eignet sich ebenfalls um beurteilen, ob ein ETF gut oder schlecht ist. Dieser Wert kann grösser als null sein, wenn der ETF eine tiefere Performance hat als der Index, oder er kann kleiner als null sein, wenn der ETF eine höhere Performance hat als der Index.
Unser Tipp: Ein guter ETF sollte eine leicht negative Tracking Difference haben
Achten Sie beim Kauf eines ETF darauf, dass dieser eine leicht negative Tracking Difference aufweist. Dies bedeutet, dass der ETF eine leicht bessere Performance hat als sein Index. Wenn möglich, betrachten Sie die Tracking Difference für mehrere Jahre. Wenn die Tracking Differenz für jedes Jahr ungefähr gleich gross ist, kann dies ein gutes Zeichen sein, dass der ETF Anbieter bei der Replikation ein gutes Geschäft gemacht hat (z.B. durch Swaps). Diese Geschäfte, die der ETF Anbieter verwendet, sind Verträge, die meist zwischen fünf und zehn Jahren lang gelten. Deswegen könnten auch Sie langfristg an diesen Verträgen profitieren.
Ein guter ETF hat auch einen guten ETF Anbieter
Auch der Anbieter eines ETFs kann entscheidend sein ob ein ETF gut oder schlecht ist. Bei einem ETF besteht unter anderem die Gefahr, dass er geschlossen wird, wodurch für den Anleger zusätzliche Kosten entstehen können. Dies ist meist der Fall, wenn es sich um einen kleineren ETF Anbieter handelt, der sich aus dem ETF Geschäft zurückzieht. Grosse ETF Anbieter, die seit Jahren erfolgreich im ETF Geschäft etabliert sind, hingegen scheuen oft davor zurück einen ETF zu schliessen, weil es für sie das Risiko eines Imageverlusts mitbringt.
Des weiteren spielt auch die finanzielle Stabilität des ETF Anbieters eine Rolle. Dazu zählt auch, wie wahrscheinlich es ist, dass ein ETF Anbieter zahlungsunfähig wird. Dies lässt sich anhand der Kreditratings der bekannten Agenturen Standard & Poors, Moodys und Fitch bewerten. Nach dem Rating der Agentur ist die UBS Gruppe übrigens stabiler als die Blackrock Gruppe (A+ vs. BB- im Langzeitrisiko).
Fazit
Wenn Sie Privatanleger sind und gerade mit dem Investieren beginnen, sollten Sie die folgenden Fragen stellen: 1) Wie hoch ist die langfristige Performance (min. 5 Jahre) des ETFs im Vergleich zu seinen Konkurrenten, 2) Wie hoch ist die Geld-Brief Spanne des ETFs im Vergleich zu seinen Konkurrenten, 3) Wie hoch ist die Tracking Differenz im Vergleich zum Index des ETF und 4) Ist der Anbieter des ETF stabil und vertrauenswürdig?