Bei einem ETF fallen auch für den Anbieter Kosten an. Damit der ETF profitabel ist, müssen die Einnahmen aus dem ETF diese Kosten übersteigen. Die Einnahmen hängen wiederum stark von der Anzahl der verkauften Anteile und damit dem Fondsvolumen ab. Manche ETFs verkaufen zu wenig Anteile, als dass sie für den Anbieter rentabel wären. Deswegen kommt es immer mal wieder vor, dass ein ETF geschlossen wird.

Sobald feststeht, dass ein ETF geschlossen wird, wird über einen Annex zum sogenannten Fondsprospekt (darin sind alle rechtlichen Aspekte des ETFs geregelt) der letzte Handelstag veröffentlicht. Als Privatanleger wird man in der Regel über seinen Broker informiert.

Sie können ETF Anteile nur noch verkaufen, müssen aber auf Ihr Geld etwas warten

Bis zu diesem Tag können Sie den ETF noch wie gewohnt handeln. In manchen Fällen können Sie den ETF aber nur noch verkaufen. Nachdem der letzte Handelstag beendet wurde, ist es nicht mehr möglich diesen ETF über den Broker zu handeln. Der ETF Anbieter fängt ab diesem Tag an die Aktien, die im ETF enthalten sind, zu verkaufen. Dies ist ein Prozess der sich über mehrere Tage hinziehen kann, da es in der Praxis nicht leicht ist Millionensummen an Aktien zu verkaufen.

Bei ihrem Broker sehen Sie nun für den ETF immer noch einen Kurs, Sie können aber keine neuen Anteile mehr kaufen. Wenn Sie ihre Anteile verkaufen wollen, dann kann es in dieser Phase passieren, dass dies entweder nicht möglich ist, oder aber, dass sie länger als gewohnt auf ihr Geld warten müssen. In der Regel erhalten Sie Ihr Geld erst, wenn der ETF Anbieter alle Aktien vollständig verkauft hat.

Es ist nicht sicher, wie viel Geld Sie wirklich bekommen

Das Geld, was Sie dann für Ihre Anteile erhalten, sollte zwar dem letzten Kurs des geschlossenem ETFs entsprechen, dafür gibt es jedoch keine Garantie. Es hat auch schon Fälle von ETF Schliessungen gegeben bei denen für die Liquidation der einzelnen Wertpapiere Kosten entstanden sind, die dann den Kunden in Rechnung gestellt worden sind. Dies kann vor allem passieren, wenn ein ETF geschlossen wird, der in illiquide Werte wie Immobilien, Hedge Funds oder Private Equity investiert hat. Die Kosten für solche Schliessungen können erfahrungsgemäss bis zu zehn Prozent betragen, die direkt vom Kundenguthaben abgezogen werden.

Es kann allerdings noch etwas unangenehmer werden, wenn ein ETF geschlossen wird. In einigen Fällen werden ETFs per sofort nicht mehr über die Börse handelbar. Der Investor muss dann direkt mit dem Anbieter des ETFs in Kontakt treten, um sein Geld zurück zu erhalten. In der Regel wird Ihr (Online-) Broker Sie dabei unterstützen, wobei dieser Service auch nicht von allen angeboten wird. Bei dieser Variante entstehen zudem weitere Kosten und es kann Monate dauern bis Sie ihr Geld erhalten.

Wenn ein ETF geschlossen wird, dann kann dies unangenehm für einen Anleger werden. Neben der Ungewissheit über die Höhe des zu erhaltenden Betrags und dessen Zeitpunkt, steht ein Anleger auch vor der Problematik sein Geld wieder neu anlegen zu müssen. Damit der nächste ETF in den man investiert nicht wieder geschlossen wird, sollte man auf die folgenden Punkte achten.

Hohes Fondsvolumen = tiefere Wahrscheinlichkeit einer ETF Schliessung; es kommt auch auf die Kosten an

Ein guter Indikator um vorauszusagen ob ein ETF geschlossen werden könnte oder nicht ist das Fondsvolumen, was teilweise auch als Fondsgrösse oder AUM (Assets Under Management) bezeichnet wird. Das Fondsvolumen gibt an, wie viel Geld insgesamt in einem ETF investiert ist. Je grösser das Fondsvolumen wird, desto kleiner wird auch die Wahrscheinlichkeit, dass der ETF geschlossen wird.

Wenn Sie Experten fragen, wie hoch das Fondsvolumen sein sollte, damit Sie sich keine Sorgen über eine Schliessung des ETFs machen müssen, werden Sie Antworten erhalten die zwischen 50 und 200 Mio CHF liegen. In Wahrheit kommt es da aber auch auf die Verwaltungsgebühr an. Wie viel Geld ein ETF einnimmt hängt von dem Fondsvolumen und der Höhe der Verwaltungsgebühr ab. Als Faustregel empfehlen wir daher die Verwendung der ‘100 zu 40’-Regel. Diese Beschreibt das Verhältnis zwischen Fondsvolumen und der Verwaltungsgebühr und bestimmt, ab wann ein ETF für den Anbieter profitabel ist. Wenn ein ETF ein Fondsvolumen von 100 Mio CHF hat, sollte seine Gebühr bei 40 Basispunkten (entspricht 0.40%) pro Jahr liegen, um für den Anbieter profitabel zu sein. Wenn der ETF nur ein Fondsvolumen von 50 Mio CHF hat, dann sollte die Gebühr bei 0.80% pro Jahr liegen, und wenn der ETF ein Fondsvolumen von 200 CHF hat, dann sollte die Gebühr bei 0.20% pro Jahr liegen

Die Reputation des ETF Anbieters ist wichtig

Es gibt im Wesentlichen zwei Gründe warum ein ETF geschlossen wird: 1) der ETF ist für den Anbieter nicht rentabel und 2) der Anbieter zieht sich aus dem ETF Geschäft zurück. Es kommt zwar gelegentlich vor, dass ein etablierter ETF Anbieter einen ETF schliessen lässt, weil sich dieser für ihn nicht rentiert hat, aber historisch gesehen ist es weitaus öfter vorgekommen, dass ein ETF geschlossen wurde, weil sich der Anbieter aus dem Geschäft zurückgezogen hat. Achten Sie beim Kauf also darauf, dass sie einen etablierten ETF Anbieter mit sehr guter Reputation wählen. Bei den grossen ETF Anbietern ist es mitunter so, dass sie auch manche ETFs nicht schliessen, obwohl diese für sie unrentabel sind. Die Schliessung eines ETFs ist für einen Anbieter auch immer mit dem Risiko eines Imageverlusts verbunden. Deswegen schliessen die grossen Anbieter einen ETF nie leichtfertig.

Die Beliebtheit des ETFs kann eine Rolle spielen

Ein weiteres Warnsignal für eine mögliche Schliessung eines ETFs kann eine geringe Beliebtheit sein. Wie beliebt ein ETF ist, lässt sich darüber feststellen wie oft er gehandelt wird. Je häufiger ein ETF gekauft und verkauft wird, desto weniger wahrscheinlich wird es, dass der ETF bald geschlossen wird. Der Grund dafür liegt zum Teil darin, dass der ETF Anbieter in manchen Fällen auch am Handelsprozess ein wenig mitverdienen kann und damit die Profitabilität steigern kann. Gerade wenn ein ETF viele Konkurrenten hat, die eine ähnliche Investmentstrategie haben, kann es für den ETF schwieriger werden ein ausreichendes Handelsvolumen zu erreichen.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Sie bei der Schliessung eines ETFs Ihr Geld nicht verlieren. Es kann in manchen Fällen aber unklar sein, wann genau Sie es bekommen. Zudem ist es möglich, dass zusätzliche Kosten auf Sie zukommen. Um sich zu schützen sollten Sie am besten ETFs auswählen, die ein ausreichend grosses Fondsvolumen haben und von renommierten Anbietern stammen.

By Karl Wyss

Karl arbeitet hauptberuflich als Rohstoffhändler für einen internationalen Konzern in Zug. Privat investiert er in den MSCI World, in nachhaltige Aktien und Edelmetalle.

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