ETFs und klassische Fonds (auch Publikumsfonds oder Investmentfonds genannt) sind eng miteinander verwandt. Allein der Name ‘ETF’ verrät diese Beziehung, weil die Abkürzung ETF für Exchange Traded Fund steht. Beide Investmentvehikel machen im Prinzip eigentlich dasselbe: sie kaufen Aktien (oder andere Wertpapiere) und schnüren daraus ein grosses Finanzpaket, von dem man als Investor Anteile erwerben kann. Damit hören die Gemeinsamkeiten allerdings schon auf. In diesem Artikel klären wir deshalb, wo genau die Unterschiede zwischen einem klassischen Fonds und einem ETF liegen und was für einen Investor besser geeignet ist.

Unterschied 1: Ein ETF wird an der Börse gehandelt, ein Fonds nicht

Dies ist der vermutlich wichtigste Unterschied, der die meisten anderen Unterschiede zwischen ETFs und Fonds direkt beeinflusst. Wer einen Fonds kaufen möchte, kann dies nur über den Anbieter des Fonds tun. Es ist nicht möglich, die Anteile eines Fonds zum Beispiel von einem anderen Investor zu kaufen, der gerade seine Fondsanteile verkaufen möchte. Bei einem Fonds muss es immer eine direkte Verbindung zwischen dem Käufer und dem Fondsanbieter geben. Das ist bei ETFs grundsätzlich anders. Bei ETFs ist der Kauf von einem anderen Investor möglich und wird entweder direkt zwischen beiden Parteien oder, wie meist üblich, über eine Börse durchgeführt.

Unterschied 2: Einen ETF kann man immer verkaufen, einen klassischen Fonds meist nur einmal pro Woche

Ein ETF kann jederzeit an einem Handelstag rund um die Uhr gehandelt werden. Dadurch kann man als Investor auch auf kurzfristige Veränderungen am Aktienmarkt gut reagieren. Bei einem klassischen Fonds hingegen muss man als Investor mitunter hilflos zusehen wie gekauften Fondsanteile in einem Aktiencrash untergehen. Denn bei einem Fonds kann man Anteile nicht immer direkt verkaufen, sondern man muss teilweise wochenlang warten. Mitunter ist ein Verkauf auch gar nicht möglich, wenn der Fondsmanager dem Verkauf nicht zustimmt.

Unterschied 3: Ein ETF hat tiefere Kosten

Ein ETF hat in der Regel eine tiefere Verwaltungsgebühr als ein vergleichbarer klassischer Fonds. Dies liegt zu einem grossen Teil am Aufwand der hinter den beiden Investmentvehikeln steckt. Einen ETF kann jeder kaufen, der möchte. Bei einem klassischen Fonds hingegen muss man erst vom Anbieter des Fonds als möglicher Kunde registriert und überprüft werden, was deutlich aufwendiger ist. Diesen Zeitaufwand kompensiert der Fondsanbieter dann über eine höhere Verwaltungsgebühr.

Unterschied 4: Bei einem ETF weiss man was drinsteckt

Auch wenn ETFs und klassische Fonds vornehmlich in Aktien investieren, gibt es da oft einen gewissen Spielraum. Anstelle von Aktien könnten ein Fonds oder ein ETF auch in Derivate investieren oder sogar in Cash, was bei einem angestrebten Investment in Aktien wenig wünschenswert ist. Solche Praktiken kommen in der Realität bei klassischen Fonds deutlich häufiger vor als bei ETFs. Grund dafür ist, dass Fonds nur alle drei Monate Angaben über die Wertpapiere, die im Fonds enthalten sind, machen müssen und dann auch nicht einen aktuellen Stand zeigen müssen. Die meisten ETFs sind da deutlich transparenter und veröffentlichen wöchentlich aktuelle Informationen, über welche Wertpapiere im ETF enthalten sind.

Unterschied 5: Bei einem ETF muss man Kommissionen bezahlen

Der Vorteil einen ETF fast immer handeln zu können, bringt allerdings auch eine Schattenseite mit sich. Wenn man einen ETF handelt geschieht dies in der Regel über einen Broker (egal ob online oder physisch) und der verlangt eine Kommission für seine Tätigkeit. Diese Kommissionen reduzieren den Wert der getätigten Investition. Deswegen gilt es bei der Wahl des Brokers Angebote und Konditionen zu vergleichen.

Unterschied 6: Man kann einen ETF nicht zum selben Preis kaufen und verkaufen, einen Fonds dagegen schon

Zusätzlich zur Kommission muss ein Investor bei einem ETF auch noch die Geld-Brief Spanne (auch Spread genannt) bezahlen, wenn er einen ETF kauft oder verkauft. Diese Spanne ist der Unterschied zwischen dem Preis, für den man einen ETF kaufen kann, und dem Preis, für den man ihn verkaufen kann. Dabei ist der Preis für den man verkaufen kann natürlich niedriger. Die Geld-Brief Spanne gibt als bei allen Wertpapieren, die über eine Börse gehandelt werden (zum Beispiel auch bei Aktien). Ein klassischer Fonds wird hingegen nicht über eine Börse gehandelt, sondern muss beim Fondsanbieter selbst erworben werden. Deswegen gibt es bei einem Fonds die Geld-Brief Spanne nicht. Bei den allermeisten Fonds kann man für denselben Preis Fondsanteile kaufen und verkaufen.

Unterschied 7: ETF Kurse schwanken innerhalb des Tages

Alle Wertpapiere, die an einer Börse gehandelt werden haben im Verlauf eines Tages Schwankungen in ihrem Wert. So kann es vorkommen, dass eine Aktie an einem Vormittag in ihrem Wert fällt, weil die Quartalszahlen der Firma schlecht ausgefallen sind, und am Nachmittag schon wieder steigt, weil der CEO zurückgetreten ist. Solche Schwankungen kommen auch bei ETFs ganz normal vor. Dadurch kann es aber leicht zu einem Glücksspiel werden an einem Tag den richtigen Moment zum Kauf oder Verkauf zu finden. Bei einem klassischen Fonds wird dagegen nur ein Wert pro Tag ausgegeben, was den Kauf und Verkauf stressfreier gestaltet.

Fazit: ETFs und Fonds sind beide nicht perfekt

Aus den Unterschieden zwischen ETFs und Fonds wird klar, wo die Stärken und Schwächen des jeweiligen Investmentvehikels liegen. Dabei kommt es zuletzt immer auf die Vorzüge des Investors an, um zu entscheiden was für einen besser geeignet ist. Wenn man grossen Wert auf eine hohe Flexibilität und Transparenz legt, sollte man sich eher für einen ETF entscheiden. Wenn einem jedoch die Kommissionen, Geld-Brief Spannen und Tagesschwankungen die Schweissperlen ins Gesicht treiben, sollte man eher in einen Fonds investieren. Das eine schliesst jedoch das andere nicht aus. In einem ausgewogenen Portfolio können ETFs und klassische Fonds auch durchaus nebeneinander exisitieren.

By Karl Wyss

Karl arbeitet hauptberuflich als Rohstoffhändler für einen internationalen Konzern in Zug. Privat investiert er in den MSCI World, in nachhaltige Aktien und Edelmetalle.

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