Ein MSCI World ETF ist eine leicht zugängliche Methode um sein Geld möglichst breit gefächert anzulegen. Schliesslich erlaubt ein solcher ETF gleichzeitig in mehr als 1’600 Aktien zu investieren und das in über 23 Ländern weltweit. Mit einem einzigen ETF kann man sich die Welt ins Portfolio holen ohne mühevoll die entsprechenden Aktien einzeln zusammen kaufen zu müssen. Der MSCI World hat allerdings auch seine Kritiker. Manch ein Finanzexperte behauptet, dieser Index würde nicht halten was er den Anlegern verspricht. In diesem Artikel gehen wir auf die grössten Kritikpunkte am MSCI World ein und klären ob der MSCI World wirklich hält was er verspricht.
Kritik: Der MSCI ist stark in US Aktien investiert
Aktien aus den USA machen derzeit mehr als 66% des MSCI World aus. Dies scheint auf den ersten Blick sicherlich etwas verwunderlich. Schliesslich verspricht ein MSCI World ETF eine hohe Diversifikation in alle Industrieländer und dieses Versprechen scheint damit gebrochen zu werden. Schaut man sich die Ursachen an, die dahinterstehen, ändert sich diese Haltung jedoch schnell.
Die USA gelten als das wirtschaftsstärkste Land der Welt und haben ein Bruttoinlandsprodukt von fast 60 Mrd. USD. Dies entspricht rund 24% am Anteil der Wirtschaftsleistung weltweit. Wenn man aber nur die Länder betrachtet, die im MSCI World vertreten sind, nimmt dieser Anteil nochmal deutlich zu. Unter den Top 10 der 23 Länder im MSCI World macht das Bruttoinlandsprodukt der USA rund 48% aus. Der Anteil der USA am MSCI World von 66% scheint nun nicht mehr ganz so weit hergeholt.
Rang | Land | Bruttoinlandsprodukt in USD | Anteil in % |
---|---|---|---|
1 | USA | 19’485’394’000’000 | 48,3% |
2 | Japan | 4’872’415’104’315 | 12,1% |
3 | Deutschland | 3’693’204’332’230 | 9,2% |
4 | Vereinigtes Königreich | 2’637’866’340’434 | 6,5% |
5 | Frankreich | 2’582’501’307’216 | 6,4% |
6 | Italien | 1’943’835’376’342 | 4,8% |
7 | Kanada | 1’647’120’175’449 | 4,1% |
8 | Australien | 1’323’421’072’479 | 3,3% |
9 | Spanien | 1’314’314’164’402 | 3,3% |
10 | Niederlande | 830’572’618’850 | 2,1% |
Die Dominanz der USA im MSCI World wird durch die Marktkapitalisierung der US Unternehmen getrieben. Anders gesagt bedeutet dies, dass US Unternehmen einen höheren Börsenwert besitzen. Allen voran stehen da die grossen Technologieunternehmen wie Apple, Google und Microsoft. Diese Firmen mögen zwar in den USA ihren Hauptsitz haben, aber ihr Geschäft ist international ausgerichtet.
Dies kann am Beispiel der wichtigsten Aktie im MSCI World, der Apple Aktie, demonstriert werden. Auch wenn Amerika (hier zusammengefasst als Nord- und Südamerika) eine wichtige Gewinnquelle für Apple ist, so machen doch die anderen Länder tatsächlich insgesamt einen höheren Anteil an Apples Gesamtgewinn.

Verstärkend kommt noch hinzu, dass sich bei Apple die meisten Arbeitsplätze nicht in den USA befinden. Apple bringt als Aktie in sich selbst schon die globale Diversifikation mit, die der MSCI World verspricht.
Die hohe Gewichtung von US-Aktien ist also kein Problem, weil die dominanten Firmen wiederum global fokussiert sind und selbst direkt von der Weltwirtschaft abhängig sind. Ausserdem ist die hohe Gewichtung gerechtfertigt, wenn sie mit der Wirtschaftsleistung verglichen wird.
Kritik: Es gibt auch renditeschwache Aktien im MSCI World
Ein MSCI World ETF ist ein passives Investment. Die Gewichtung der einzelnen Aktien erfolgt anhand von starren Regelungen und richtet sich beispielsweise nach der Marktkapitalisierung. Damit unterscheidet sich ein MSCI World ETF von so manchen aktiv gemanagten Strategien die ebenfalls in globale Aktien investieren. Bei einem aktiv gemanagten Fonds analysieren Finanzexperten die einzelnen Aktien und versuchen so eine höhere Rendite zu erzielen als der MSCI World.
Tatsächlich sind aktiv gemanagte Fonds bei Privatanlegern beliebter. Viele Anleger versprechen sich durch das Wissen der Profis bessere Chancen auf Renditen. Allerdings geht der Trend verstärkt zu Investitionen in passive Investments wie es auch ein MSCI World ETF ist. In den letzten Jahren hat es vermehrt Studien (z.B. von der Universität Mainz oder der amerikanischen Notenbank) gegeben die gezeigt haben, dass das aktive Management von Investmentstrategien langfristig keine Vorteile bietet. Es gibt zwar immer wieder aktiv gemanagte Fonds, die eine bessere Wertentwicklung haben als vergleichbare passive Strategien, allerdings gibt es genauso viele Fonds, die eine schlechtere Wertentwicklung aufweisen.
Die realen Renditechancen einer Aktie lassen sich nur schwer einschätzen. Eine Aktie die als renditeschwach gilt kann überraschen und hohe Renditen erwirtschaften und vermeintlich starke Aktien können enttäuschen. An einer korrekten Einschätzung scheitern auch die renommiertesten Finanzexperten. Ein MSCI World ETF dient als neutrales Mass für die Entwicklung des globalen Kapitalmarktes und ist daher frei von jedweder Annahme über das künftige Renditepotential einer Aktie. Insofern haben auch als renditeschwach geltende Aktien ihre Daseinsberechtigung.
Kritik: Einige industriestarke Länder fehlen im MSCI World
China ist nach den USA das Land mit dem zweithöchsten Bruttoinlandsprodukt. Das chinesische Bruttoinlandsprodukt macht gut 15% der weltweiten Wirtschaftsleistung aus. Die chinesische Wirtschaft hatte in den letzten zehn Jahren ein Wachstum zwischen 6% und 14%. Und trotzdem ist China nicht im MSCI World vertreten.
Grund dafür ist, dass China weiterhin als Schwellenland klassifiziert wird. Es zählt also nicht zu den Industrieländern kann damit nach den Indexregeln nicht in den MSCI World aufgenommen werden. Ein weiterer Grund ist, dass in China viele Unternehmen sich in Teilen immer noch im Besitz des Staates befinden. Um im MSCI World vertreten zu sein, müssen sich allerdings ausreichend Aktien im privaten Besitz befinden und frei handelbar sein. Ein weiteres prominentes Beispiel zu dieser Thematik ist Südkorea. Obwohl dieses Land international als Industrieland anerkannt wird, schafft es die Aufnahme in den MSCI World nicht. Die Regierung Südkoreas hat in der Vergangenheit sogar beim Indexanbieter MSCI für eine Aufnahme in den Index geworben. Sie wurde jedoch zurückgewiesen, weil südkoreanische Aktien mitunter nur schwierig für ausländische Investoren zu kaufen sind.
Wer jetzt aber fürchtet, dass durch das Fehlen von China und anderen Ländern wertvolle Renditemöglichkeiten verloren gehen, der irrt sich. Der Indexanbieter MSCI bietet neben seinem Flaggschiff MSCI World auch noch eine Reihe weiterer Indices an. Einer davon ist der MSCI ACWI. Dieser funktioniert ähnlich wie der MSCI World, aber es befinden sich neben den 23 Industrieländern auch noch 26 Schwellenländer im Index. Dazu zählen untern anderem auch China und Südkorea.
Rang | Land | Indexgewichtung |
---|---|---|
1 | USA | 58,13% |
2 | Japan | 6,94% |
3 | China | 5,62% |
4 | Vereinigtes Königreich | 3,45% |
5 | Frankreich | 2,77% |
Chinesische Aktien haben beim MSCI ACWI einen Anteil von 5,62%, was auf den ersten Blick überraschend wenig ist. China hat zwar einen Anteil von 15% am globalen Bruttoinlandsprodukt, aber chinesische Aktien haben eine eher geringe Marktkapitalisierung. Die Indexgewichtung richtet sich nach eben dieser Marktkapitalisierung und deswegen sind chinesische Unternehmen weniger stark vertreten als man vermuten würde.
Durch die niedrigere Marktkapitalisierung haben Aktien aus Ländern wie China oder Südkorea auch nur begrenzten Einfluss auf die Performance des Index. Zur Illustration haben wir die historische Wertentwicklung des MSCI ACWI mit der des MSCI World verglichen. Beide Indices zeigen eine sehr ähnliche Wertentwicklung.

Die Aufnahme von industriestarken Schwellenländern würde nicht also nicht zu einer besseren Performance des MSCI World führen.